Freitag, 26. September 2025

Zwischen Verlangen und Vertrauen

Teilnehmende in einem der vier Workshops setzen sich mit "sexuellen Phänomenen im digitalen Raum" auseinander 

Wie kann man über Sexualität und Beziehung in der Schule sprechen? 45 Religionslehrkräfte an Gesamtschulen und Gymnasien haben sich zwei Tage diesem Thema gewidmet

Waldfischbach-Burgalben. Dass es sich dabei um ein Thema handelt, das für Jugendliche und junge Erwachsene von enormer persönlicher Bedeutung ist, steht außer Frage. Wie der Religionsunterricht zum richtigen Ort werden kann, um ihre Fragen zu besprechen, ihnen Orientierung zu bieten, sie zu stärken und zu ermutigen, eigene verantwortliche Entscheidungen zu treffen, sollte auf der Jahrestagung für Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien, Gesamt- und Gemeinschaftsschulen geklärt werden.

In seinem Vortrag stellte Stephan Goertz, Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, die Spannungen heraus zwischen einer traditionellen Sexualmoral, wie sie nach wie vor vom katholischen Lehramt verteidigt wird, und einer liberalen Moral, die im aktuellen moralphilosophischen Diskurs vorherrscht. Anders als es die klaren Antworten der katholischen Tradition nahelegten, geben moderne Ansätze der Sexualethik durchaus Kriterien für verantwortliche Entscheidungen im Umgang mit der eigenen Sexualität und Geschlechtlichkeit an die Hand, so Goertz. Im angeregten Austausch wurde deutlich, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das Gespräch über den richtigen Umgang mit Sexualität und Geschlechtlichkeit die Maßstäbe von Konsens, Wechselseitigkeit und Gleichwertigkeit unverzichtbar erscheinen, die bisher in katholischen Lehräußerungen eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Lehrkräfte konnten am zweiten Tag der Fortbildung Arbeitskreise auswählen, in denen konkrete Unterrichtsempfehlungen ausgetauscht und zum Teil erprobt wurden. Mehrere Vorschläge setzten bei der Tatsache an, dass Jugendliche heute intensiv in der digitalen Welt leben und von ihr einerseits herausgefordert werden, sich andererseits aber auch in ihr ausdrücken. Auch das Programm „My Fertility Matters“, ein sexualpädagogisches Angebot, das das Bistum Speyer unterstützt, stieß als wertschätzender, erfahrungsbezogener Zugang bei den teilnehmenden Religionslehrkräfte ebenfalls auf Interesse.

Die Jahrestagung der Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien, Integrierten Gesamt- und Gemeinschaftsschulen hat am 23. und 24. September im geistlichen Zentrum Maria Rosenberg stattgefunden. Die Jahrestagungen der Abteilung Religionsunterricht im Bischöflichen Ordinariat Speyer gehören zu den beliebtesten Fortbildungsveranstaltungen für Religionslehrkräfte der verschiedenen Schularten. Neben der Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen des Unterrichts kommen der kollegiale Austausch und die gemeinsame Feier des Gottesdienstes nicht zu kurz.