Freitag, 19. Dezember 2025

„Gesicht zeigen“

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann © Klaus Landry 

Zum Weihnachtsfest 2025 äußert sich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in der Kirchenzeitung „der pilger“

Speyer. In seiner Weihnachtsbotschaft für die Kirchenzeitung „der pilger“ widmet sich Bischof Wiesemann der Frage der Distanz und appelliert an die Gläubigen, in Zeiten von Krieg, Einsamkeit und Not Gesicht zu zeigen.

Im vor 40 Jahren entstandenen Lied „From a Distance“ von Bette Midler heißt es, dass die Erde aus der Distanz blau und grün aussieht, dass aus der Distanz alles harmonisch wirkt. Doch erst durch genaues Hinschauen zeige sich, was tagtäglich an Unrecht und Unfrieden geschehe und ihn persönlich innerlich berühre, so der Bischof: „von den angsterfüllten Augen der Menschen in den zerbombten Städten der Ukraine, von den ausgemergelten Körpern der Hungernden im Sudan, von den sorgenvollen Blicken der vom Klimawandel besonders betroffenen Menschen im globalen Süden“.

Auch Gott schaue, so heißt es im Lied, nur „from a distance“ auf die Menschen. Die Heilige Schrift jedoch sage das Gegenteil: „Sie erzählt von einem Gott, der die Distanz zwischen sich und der Welt überwindet und uns nahe sein will.“ Eben dies werde an Weihnachten gefeiert, betont Bischof Wiesemann. „Gott ist Mensch geworden wie wir. Er hat die trennende Distanz zwischen Himmel und Erde überwunden.“ Sein Antlitz erstrahle mitten unter uns, durch das unscheinbare, verletzliche Gesicht des Kindes in der Krippe.

„Dieses Gesicht leuchtet auch über unserem Leben. Als Zeichen dafür, dass Gott der Fratze des Bösen, die sich inmitten der Welt in so grausam-vielfältiger Weise zeigt, ins Angesicht widersteht“, so Wiesemann weiter. „So wird Weihnachten zur Einladung Gottes an uns, nicht in der teilnahmslosen Distanz zu verharren, sondern wie er Gesicht zu zeigen: indem wir uns (…) anrühren lassen von der Not, Armut und Einsamkeit der Menschen hier und heute; indem wir überzeugt einstehen für die Würde jedes Einzelnen, mutig aufstehen für Frieden und Gerechtigkeit, und entschieden allen Mächten widerstehen, die unsere politische Kultur vergiften und die Gesellschaft spalten.“

Zum Wortlaut des Textes bei „der pilger“: „Gesicht zeigen“